Angst ist neben der Depression die häufigste psychische Erkrankung. Rund 10% der Deutschen leiden unter behandlungsbedürftigen Angststörungen und Panikattacken. Obwohl die Ängste die Lebensqualität stark beeinträchtigen, warten die Betroffenen in der Regel mehrere Jahre, bevor sie einen Psychologen aufsuchen.
Angst ist eine universelle menschliche Erfahrung, die für das Überleben absolut notwendig ist. Ohne Angst würden wir Dinge tun, die zu Verletzungen oder zum Tod führen würden. Aber manchmal ist die Angst, die wir erleben, nicht notwendig, was zu unerwünschten Ereignissen oder unnötigen Einschränkungen führt. Wir fürchten vielleicht das Unbekannte, auch wenn sie in der gegenwärtigen Realität nicht begründet sind. Ängste können sogar Produkte unserer Vorstellungskraft sein, die in der Realität keine Grundlage haben.
Einige Ängste scheinen angeboren zu sein, viele sind jedoch durch Lebenserfahrungen erlernt. Die Ängste, die wir lernen, sind zu der Zeit, wenn wir sie lernen, rational. In der Gegenwart erscheinen diese Ängste jedoch oft irrational und treten auf, ohne dass wir uns ihrer ursprünglichen Ursachen bewusst sind.
„Nur wer Angst verspüren kann, kann auch Mut beweisen.“
(Dalai Lama)
Jens kam zu mir in die Behandlung, weil er seine Trennung verarbeiten möchte. Zudem wünscht er sich, dass er Prioritäten setzen und seine Zeit sinnvoll nutzen kann. Im Alltag zeigt er oft reaktives Verhalten und hat ein „erdrückendes“ Gefühl durch externe Einflüsse. Die Gefühle wie Traurigkeit und Perspektivlosigkeit wechseln sich mit Rastlosigkeit und Aktionismus ab. Starke Zweifel an der eigenen Person und an der eigenen Attraktivität als Partner, Freund und Mitarbeiter. Die starke Unsicherheit seines Selbstbewusstseins belasten sein Leben sehr.
Dadurch befindet er sich in einer permanenten Anspannung und diese wird noch verstärkt durch berufliche und private Stresssituationen. Abends und am Wochenende empfindet Jens innere Leere. Er hat Angst zu versagen und einen Kollaps zu erleiden. Um diese belastenden Gefühle und die Angst zu kompensieren, versucht er seine eigene Person noch mehr extern zu vermarkten, um anderen Menschen zu gefallen. Durch dieses Verstellen der eigenen Persönlichkeit entfernt er sich noch mehr von seinem wahren Ich, wonach er sich doch so sehr sehnt. Er wünscht sich weniger Angst und mehr Selbstkenntnis. Er möchte diesen Teufelskreis durchbrechen und endlich wieder mehr Fröhlichkeit, Freude und Leichtigkeit leben.
Auch mit Jens haben wir eine Mischung aus Hypnose und Coaching gemacht. Schon nach drei Treffen hatte Jens das Gefühl, einen eigenen Fahrplan gestaltet zu haben, auf dem er weiter aufbauen kann und so mehr und mehr den eigenen Weg in seinem Leben einschlagen kann.
Die Angst kann vielfältige Formen annehmen
PRAXISFALL: Dirk hat Prüfungsangst – Dirk (Name geändert) ist 38 Jahre, selbstständiger Firmenchef, litt, seit er sich erinnern kann, an Prüfungsängsten mit Blackouts. Vor allem die mündlichen Prüfungen machten ihm Angst, einen Blackout zu bekommen und durchzufallen. Es war völlig unmöglich, sich zu konzentrieren, da die Gedanken und Vorstellungen durchzufallen und sich zu blamieren, lösten bereits eine starke Angstreaktion aus.
Sein erhofftes Ziel in der Praxis war es, die Angst zu lösen und sich mental auf eine wichtige Prüfung vorzubereiten. Mit der Hypnose wurde Dirk in die mit der Angst verbundenen Situationen zurückgeführt, wo er die belastenden Gefühle abreagieren konnte. Dadurch wurden seine Angstgefühle aus dem Gehirn gelöscht, so dass der Prüfling mit den Prüfungen keine Angst mehr verbunden hat. Das Gefühl war nach der Behandlung neutral.
Es hat sich in der Praxis gezeigt, dass die auslösenden Ereignisse (Prüfung, Flug, Hunde, Spinnen, Höhen) oft nicht der Grund, sondern nur der Auslöser für die Angststörung sind. Die verdrängten traumatischen Erfahrungen und emotionale Konflikte spielen in aller Regel eine große Rolle bei der Entstehung und Aufrechterhaltung von Angststörungen. Der Ursprung der meisten emotionalen Konflikte findet sich in der Kindheit. Diese sind im Erwachsenenalter nicht bewusst, daher ist es sehr schwer, in der Wachtherapie diese aufzudecken, zu bearbeiten und zu heilen.
Hier kommt der Vorteil der tiefen Hypnosetherapie ins Spiel, die sich in der Praxis bewährt hat. Die Hypnose ermöglicht es, lang vergessene Ereignisse aufzudecken und die belastenden Emotionen, die daraus entstanden sind, aufzulösen. Nur, wenn die zugrundeliegenden unbewältigten Emotionen und Konflikte aufgedeckt und aufgelöst werden, vermindern sich die Ängste oder lösen sich komplett auf. Der Behandlungserfolg stellt sich in der Regel schnell ein.
EXKURS: Was hat der Mediziner und der Nobelpreisträger Ivan Pawlow (1849-1936) mit unseren Gefühlen wie z. B. Angst und Glaubenssätzen (Dunkelheit ist gefährlich) zu tun? Pawlow hat das Konzept der Konditionierung entdeckt. Dieses beschreibt, dass zufällig oder gezielt beliebige Reize bedingte körperliche oder emotionale Reaktionen auslösen können.
Was bedeutet das nun? Konditionierung ist ein Lernvorgang, bei dem wir uns eine bestimmte Verhaltensweise, Gefühle oder Glaubenssätze durch einen Lernprozess aneignen. Damit ist gemeint, dass ein Reiz bei uns eine beobachtbare Reaktion auslöst und dadurch unser Verhalten beeinflusst.
Und was können wir alles erlernen? Wir können eine Fähigkeit erlernen, können aber auch unsere Gefühle (Angst, Unsicherheit), Glaubenssätze („Ich bin nicht gut genug“) und unsere Begrenzungen („Mathe kann ich nicht“) erlernen. Es ist ein Prozess, bei dem Einflüsse, Ideen und Konzepte vereinnahmt und zu eigenen Erfahrungen werden. So entwickelt sich unser Leben. Wir Menschen sind konditionierte Wesen und werde seit unserer Geburt oder sogar schon vor unserer Geburt konditioniert.
Damit ein Reiz zum Auslöser für ein bestimmtes Gefühl wird (also konditioniert wird), muss der Reiz mehrfach wiederholt werden. Manchmal reicht es aber schon eine einmalige, emotional stark geladene Situation, damit es zu einer Konditionierung kommt. Die Konditionierung kann gezielt erfolgen oder sie entsteht zufällig, ohne dass wir das bewusst merken. Die Erinnerungen an die Situation sind meistens bereits vergessen, die in dieser Situation entstandenen Gefühle von Angst und Panik jedoch nicht.
Und solche Lektionen werden zum Teil unseres Lebens. Und diese beeinflussen unser Leben und wie wir unser Leben wahrnehmen enorm, ohne dass es uns bewusst ist. Und das gilt auch für die Angst. Doch Pawlow zeigte nicht nur, wie bestimmte Gefühle, Verhaltensweisen, Symptome und Störungen im Nervensystem entstehen. Er hat auch gezeigt, wie sie wieder geheilt werden können. Und das ist auch das Ziel der Hypnosetherapie, diese konditionierten Verhaltensweisen zu finden und diese zu lösen, um ein erfülltes und freies Leben ohne Angst leben zu können!